Wohngebäude Sanierung

Energieeffizienz und Denkmalschutz unter einem Dach

Preisträger beim Wettbewerb Energiezukunft Altbau 2020

Auch denkmalgeschützte Gebäude können energetisch hochwertig saniert werden. Bester Beweis dafür ist das Preisträger-Objekt in der Ludwigstraße in Kaufbeuren.

Bei dem Stadthaus aus dem 14. Jahrhundert wurde unter anderem die Gebäudehülle mit hoher gestalterischer Qualität erneuert. So ist gezielt die Außendämmung auf der Rückseite angebracht worden, während auf der Straßenseite eine Innendämmung zum Einsatz kam. Die Jury lobt, dass damit für ein Denkmal sehr gute Energiekennwerte erreicht wurden.

Interessant ist auch das Heizkonzept. Für die Wärmeversorgung wurde eine ungewöhnliche, aber naheliegende Lösung gewählt: die Versorgung aus dem ebenfalls denkmalgeschütztem Nachbarhaus, das vom gleichen Eigentümer, der Ludwig GbR, gemeinsam mit dem preisgekrönten Haus saniert wurde. Dies geht soweit, dass auf das Nachbargebäude eine Solarwärmeanlage gebaut wurde, die beide Häuser versorgt. Die übrige benötigte Wärme kommt aus einer Gasbrennwertheizung. Das Gebäude erhielt im Zuge des Umbaus ein wohnungszentrale Komfortlüftungen mit sehr hohem Wärmerückgewinnungsgrad – was sehr wichtig für den Erhalt der Bausubstanz ist und von der Jury positiv beurteilt wurde.

Spannend bei dem Projekt: die Ludwig GbR saniert beide denkmalgeschützten Gebäude als Investitionsobjekte auf einen Topstandard – weil sich das wirtschaftlich rechnet.

Und noch ein wichtiger Punkt: Auch bei dieser Sanierung wurde auf sortenreine Mülltrennung bei ausgebauten Bauteilen geachtet. Neue Baumaterialien wurden so weit möglich ohne Verpackung beim Großhandel abgeholt.

Maßnahmen

Saniert wurde zum Effizienzhaus 85 Denkmal. Entstanden sind 3 Wohneinheiten mit ca. 410 m² Wohnfläche. 

Vorgefunden wurden im EG bis DG gemauerte Wände, zum Teil im Zuge der Jahrhunderte nachträglich versteinerte Außenwände. Im Sinne des Denkmalschutzes ist an der mit Gesimsen gegliederten Straßenfassade kein Wärmedämmverbundsystem möglich. Hier wurde mit Innendämmung gearbeitet.
Im EG wurde die Straßenfassade mit 12 cm Mineralschaumplatten innenseitig gedämmt.
Ab dem Obergeschoss wurde eine Innendämmung mit einer OSB Vorsatzschale, welche luftdicht verklebt ist, verarbeitet. Dämmdicken bestehen im Mittel 16 cm aus Glaswolle. Die Giebelwand auf der Gartenseite wurde vom EG bis DG mit 20 cm Steinlamelle gedämmt. Die Traufwände sind an die Nachbarhäuser vollflächig angebaut. In einem kleinen Teilbereich wurde eine Perlite-Schüttung im Hohlraum eingebracht.

Das Dach wurde von innen nach außen wie folgt saniert: OSB-Platten, auf der Innenseite luftdicht verklebt. Die alten Sparren wurden vollflächig mit Steinwolle 16 cm  gegen die bestehende sägerauhe Schalung ausgedämmt. Anschließend erfolgte von außen eine Aufdachdämmung mit einer alukaschierten PU-Schaumplatte 16 cm.

Alle Nutzungseinheiten haben eine passivhaustaugliche Lüftung mit einer 94 prozentigen Wärmerückgewinnung.

Das sagt der Architekt, Martin Endhardt:

„Die große Herausforderung und Leistung bestanden darin, unter Beibehaltung der attraktiven Fassade und unter Einhaltung aller Denkmalschutzauflagen ein Maximum an energetischen Sanierungsdetails herauszuholen.“

Technische Daten

Ht`= 0,33 W/(m²K), WBZ: 0,1
Qp = 21 kWh/(m²a)
Qe = 42 kWh/ (m²a)
An = 511 m²
U-Wert Wand Straße: 0,24 W/(m²K)
U-Wert Wand Rückseite: 0,16 W/(m²K)
U-Wert Dach: 0,09 W/(m²K)
U-Wert Kellerdecke: 0,21 W/(m²K)
Uw-Fenster (Gesamt): 0,9 W/(m²K)
Stromverbrauch nicht bekannt (Mieter)
Wärmeverbrauch: 25.000 kWh   (Gas und Solar)

Projektdaten

Standort: 87600 Kaufbeuren
Objekttyp: Mehrfamilienhaus
Baujahr: 1395
Sanierungszeitraum: 2014 - 2016
Investitionskosten: 500.000 €

 

Kurzfilm zum Musterprojekt

Folgende eza!-Partner waren an dem Projekt beteiligt: