13. November 2025

European Energy Award für vorbildlichen Klimaschutz

Bayerns Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz Thorsten Glauber hat bei einem Festakt in Buchloe zehn bayerischen Kommunen mit dem European Energy Award für ihre besonderen Leistungen beim Klimaschutz ausgezeichnet: Oberreute, Wolfertschwenden, Weiler-Simmerberg, Durach, Buchloe, Memmingen, Neu-Ulm, Adelsdorf, Landkreis Regensburg und Günzburg. Die große Kreisstadt Günzburg erhielt den European Energy Award in Gold.  Umweltminister Glauber nannte die ausgezeichneten Kommunen wichtige Vorbilder bei den Themen Energiewende und Klimaschutz, „die sich nicht von ihrem Weg abbringen lassen und die wir dringend brauchen“. Er zeigte sich beeindruckt von deren Aktivitäten, die die ganze Bandbreite von möglichen Klimaschutzmöglichkeiten auf kommunaler Ebene aufzeigen würde.

 

Die Preisträger in diesem Jahr:

Oberreute
Das Energieteam der Gemeinde Oberreute hat mit großem Engagement eine beeindruckende Photovoltaik-Offensive auf den kommunalen Dächern umgesetzt – und das schneller als geplant. Inzwischen sind alle geeigneten Gebäude der Gemeinde mit PV-Anlagen und größtenteils auch mit Batteriespeichern ausgestattet, insgesamt mit einer Nennleistung von rund 155 Kilowatt. Die ehrenamtlichen Mitglieder des Energieteams haben nicht nur die jeweiligen Anlagenkonzepte erarbeitet, sondern übernehmen auch die Überwachung der PV-Leistungen. Mit dieser Offensive hat das Energieteam Oberreute eindrucksvoll gezeigt, wie kommunaler Klimaschutz gelingt – mit Weitsicht, Tatkraft und einem klaren Bekenntnis zur Energiewende. Beim European Energy Award erreichte Oberreute unter anderem mit diesen Projekten in seinem ersten externen Audit 48,2 Punkte der möglichen Punkte.

 

Wolfertschwenden
Die Gemeinde Wolfertschwenden im Landkreis Unterallgäu konnte unter anderem im Bereich Mobilität überzeugen. Ausgangspunkt war dabei eine Mobilitätsanalyse. Mit dem daraus entstandenen Gemeindebus hat Wolfertschwenden ein vorbildliches Beispiel für ein gelungenes betriebliches Mobilitätsmanagement geschaffen. Gemeinsam mit den ortsansässigen Großunternehmen wurde ein Konzept entwickelt, das konsequent umgesetzt wurde: Ein Gemeindemobil, das werktags als Pendelbus zwischen Bahnhof und Betrieben verkehrt und am Wochenende Vereinen und Institutionen zur Verfügung steht – ein Modell, das ökologische Verantwortung mit sozialem Mehrwert verbindet. Auch im Bereich Bildung und Bewusstseinsbildung setzt das Energieteam von Wolfertschwenden Maßstäbe. Mit der Ausstellung „Rette die Welt – zumindest ein bisschen“ hat das Energieteam insbesondere Schülerinnen und Schüler für Nachhaltigkeit begeistert. Durch Vorträge, Workshops und Mitmachangebote – vom Reparaturcafé über den Unverpacktladen und die solidarische Landwirtschaft (bis hin zur Energieberatung und Upcycling-Angeboten – wurde Klimaschutz erlebbar gemacht. Die Unterallgäuer Gemeinde erreichte 45,1 Prozent der möglichen Punkte beim ersten externen Audit.

 

Weiler-Simmerberg
Das Energieteam der Westallgäuer Gemeinde hat sich in den vergangenen Jahren besonders um Mobilitätsthemen gekümmert. So wurden im Rahmen des Projekts „Schulwegesicherheit für 420 Kinder“ Gefahrenstellen analysiert, Lösungsvorschläge am runden Tisch mit Akteuren diskutiert und Maßnahmen definiert. Ergebnis ist unter anderem der Bau einer weiteren Fußgängerampel und die Verbesserung der Wegeführung. Im Zuge der Neugestaltung des alten Bahnhofs entstand zudem eine Mobilitätsdrehscheibe mit E-Ladeinfrastruktur, die samt Außengastronomie, Trinkwasserbrunnen und Spielplatz zur Belebung des Quartiers sorgte. Ein besonderes Highlight ist die Einrichtung des Bürgermobils, das im Frühjahr 2024 an den Start gehen konnte. Es wird ehrenamtlich von Bürgern betrieben, wovon besonders Seniorinnen und Senioren profitieren. Gekauft hat das Fahrzeug die Gemeinde, betrieben wird es von einem gemeinnützigen Verein. Weiler-Simmerberg erreichte im externen Audit 46,9 Prozent aller möglichen Punkte.

 

Durach
An der Oberallgäuer Gemeinde Durach erkennt man, wie insbesondere ehrenamtliches Engagement der Energieteammitglieder und ein überzeugter Bürgermeister dazu beitragen, den Klimaschutz im Ort systematisch voranzutreiben. So hat das Energieteam im Rahmen der Machbarkeitsstudie für ein Wärmenetz im Ort unter großem Einsatz nahezu alle Haushalte im Ort besucht, um über das Projekt zu informieren und Daten abzufragen. Auf diese Weise wurde ein außerordentlich hoher Rücklauf erzielt, der eine belastbare Planungsgrundlage schuf, so dass mit dem Vorhaben schon bald begonnen werden kann. Seit fast 15 Jahren verfolgt die Gemeinde zudem das Ziel des Baus von eigenen Windrädern. Der Gemeinderat unterstützte das Vorhaben von Anfang an einstimmig. Und nach vielen regulatorischen Hürden ist die Realisierung von drei Anlagen im Fichtenreinbestand bei Bodelsberg nun in greifbare Nähe gerückt. Damit könnte die Gemeinde ihr Klimaziel von Netto-Null bereits deutlich vor 2040 erreichen. Dank dieser und vieler weitere Projekte hat es Durach geschafft, nach 2017 und 2021 zum dritten Mal ausgezeichnet zu werden, diesmal mit 60,1 Prozent aller möglichen Punkte.

 

Buchloe
In Buchloe wurden in den vergangenen Jahren unter hohem Engagement der politischen Führung Strukturen geschaffen und viele ambitionierte Projekte und Maßnahmen initiiert und umgesetzt. Ein Beispiel dafür ist der Umbau des Bahnhofsareals zur Stärkung des Verkehrsknotenpunktes Buchloe und der kombinierten Mobilität. In Kooperation mit der Deutschen Bahn wurden der Bahnhofsvorplatz umgestaltet, Kurzzeitparkplätze mit Begrünungen geschaffen und umfangreiche Fahrradabstellanlagen mit 708 überdachten Plätzen sowie vier Abstellmöglichkeiten für Lastenfahrräder installiert. Zusätzlich hat die Stadt Buchloe ein eCarsharing-Angebot aufgebaut. Auch die Fahrradfreundlichkeit konnte mit Fahrradschutzstreifen, Einrichtung von Pop-up-Stellplätzen und einer umfangreichen Informationsstrategie verbessert werden. Ein weiteres Projekt betraf die Sanierung und Modernisierung des Freibades in Buchloe. Im Mittelpunkt stand dabei die Beheizung des Schwimmbeckens durch moderne Wärmepumpentechnik unter Einsatz von Solarstrom, der von den Photovoltaikanlagen auf den Flachdächern stammt. Zudem wurde die Anlagentechnik hinsichtlich Energieeffizienz und Eigenversorgung optimiert. Die Stadt Buchloe erreichte damit 51 Prozent der möglichen Punkte und wurde erstmals mit dem European Energy Award ausgezeichnet.

 

Memmingen
Um den Ausbau von erneuerbarer Stromerzeugung voranzutreiben, setzt die Stadt Memmingen angesichts der angespannten finanziellen Haushaltslage auf Bürgerbeteiligung. In Kooperation mit der Klimainitiative Memmingen e.V. wurden 2024 mehrere Photovoltaik-Anlagen mit einer Nennleistung von insgesamt zwei Megawatt auf städtischen Gebäuden installiert. 281 Bürger haben sich beteiligt und so das Projekt mit einem Investitionsvolumen von etwa drei Millionen Euro ermöglicht. Die Stadt stellt dafür die Dächer mit Pachtverträgen für mindestens 20 Jahre zur Verfügung. Aktuell werden die Anlagen zur Volleinspeisung betrieben und produzieren Strom für knapp 700 Haushalte. Mit dem Neubau des Kombibads (Schwimmwerk) in Passivhausstandard, dessen Wärmebedarf zu 75 Prozent durch eine Grundwasser-Wärmepumpe in Kombination mit einer großen Photovoltaikanlage (Nennleistung 600 kW) und Abwärmenutzung gedeckt wird, schafft Memmingen ein weiteres Vorzeigeprojekt. Mit der geplanten Fertigstellung Mitte 2026 bekommt das Bad einen Energiestandard, wie er deutschlandweit nur bei zwei weiteren vergleichbaren Objekten erreicht wird. Die Mehrkosten, die aus dem hohen Energiestandards beim Bau resultieren, werden sich innerhalb von neun Jahre durch den geringeren Energieverbrauch amortisieren. Dank dieser und vieler anderer Projekte kam Memmingen beim externen Audit auf 51,3% der möglichen Punkte.

 

Neu-Ulm
Die Stadt Neu-Ulm wurde erneut mit dem European Energy Award ausgezeichnet. Mit der Erarbeitung eines integrierten Klimaschutzkonzeptes, dem Aufbau eines Klimaschutzmanagements und der Einrichtung eines städtischen Klimaschutzbeirats hat Neu-Ulm die Grundlage für eine langfristige, zielgerichtete Klimaschutzpolitik geschaffen, die Verwaltung, Politik und Bürgerschaft aktiv einbindet. Ein weiterer Meilenstein ist die freiwillige Übernahme der ÖPNV-Aufgabenträgerschaft vom Landkreis Neu-Ulm. Damit übernimmt die Stadt Verantwortung für nachhaltige Mobilität – und gestaltet gemeinsam mit der Stadt Ulm ein länderübergreifendes, attraktives Liniennetz, das neue Maßstäbe für umweltfreundliche Mobilität setzt. Hervorzuheben ist auch das zukunftsweisende Neubauquartier Wohnen am Illerpark. Es steht beispielhaft für integrierte, nachhaltige Stadtentwicklung. Mit seinem innovativen Versorgungskonzept gewährleistet es eine CO₂-neutrale Wärme- und Kälteversorgung, basierend auf erneuerbaren Energien und effizienter Quartierssteuerung. Ergänzt wird dies durch ein durchdachtes Freiflächenkonzept mit integrierter Regenwasserbewirtschaftung, das ökologische Funktionen mit hoher Aufenthaltsqualität verbindet. Die Gebäude folgen hohen energetischen Standards, das Quartier ist kompakt, durchgrünt und verkehrsarm gestaltet. Mit dieser ganzheitlichen Strategie erreichte Neu-Ulm in diesem Jahr 59 Prozent der möglichen Punkte.

 

Landkreis Regensburg
Der Landkreis Regensburg punktete unter anderem mit dem Energie-Bildungszentrum um:welt – ein Ort, an dem Klimaschutz greifbar, verständlich und erlebbar wird. Auf beeindruckende Weise verbindet die umfangreiche Ausstellung Wissen und Emotion. Besonders hervorzuheben ist der Ansatz, Bildung, Technik und Erlebnis zu vereinen. An interaktiven Stationen und mit anschaulichen Beispielen sowie regionalem Bezug wird den Gästen des Energie-Bildungszentrums das komplexe Thema des planetaren Klimas verständlich gemacht. Die Ausstellung weckt Neugier, begeistert, schafft Lust auf mehr Wissen und regt zum Überdenken des eigenen Handelns an. Die um:welt steht dabei sinnbildlich für den Weg, den der Landkreis Regensburg gemeinsam mit dem Freistaat Bayern gehen will: Klimaschutz verbinden mit Lebensfreude; Innovation mit Verantwortung; Wissen mit Handeln. Der Landkreis Regensburg hat mit diesem und weiteren Projekten und Aktivitäten bereits zum zweiten Mal beim externen Audit überzeugen können und diesmal 59,6 Prozent der möglichen Punkte erreicht.

 

Adelsdorf
Die Gemeindewerke Adelsdorf setzen seit 2022 auf einen modernen Hackschnitzel-Biomassekessel samt PV Anlage für den Pumpenstrom in ihrem Nahwärmenetz. Konnte das Netz 2022 etwa 100 ungedämmte Einfamilienhäuser versorgen, sind jetzt alle gemeindlichen Liegenschaften angeschlossen. Dazu beziehen über 130 Privatkunden nachhaltige Wärme. Ein weiterer Ausbau ist geplant. 2031/32 soll der Anteil der mit Nahwärme versorgten Gebäude mindestens 60 Prozent betragen. Die Hackschnitzel werden von örtlichen Waldbesitzern aus dem Umkreis von etwa zehn Kilometern bezogen. Die GWA setzt auf 100 Prozent Erneuerbare in der Nahwärme. Auch die Stromversorgung mit zertifiziertem Ökostrom wird seit 2025 im naturstromtarif frankenflex adelsdorf angeboten.  Die Planungen zu Windkraftanlagen sind weiter fortgeschritten. So hat die Gemeinde zusammen mit der GWA im Juli 2024 die Projektgesellschaft „Windenergie Adelsdorf Süd GmbH & Co KG“ gegründet, die den Bau sowie den Betrieb der geplanten Windanlagen umsetzen wird. Die Durchführung von regelmäßigen Infotagen und Mitmachbörsen für die Bürgerinnen und Bürger sowie Aktionen wie das Grünsee-Projekt, der Waldumbau als Öko-Ausgleich sowie ein Klimalehrpfad und ein Energielehrpfad sind weitere Beispiele für bereits umgesetztes Maßnahmen. Adelsdorf erreichte im externen Audit 56,8 Prozent der möglichen Punkte.

 

Große Kreisstadt Günzburg – eea in Gold
Das Engagement der großen Kreisstadt Günzburg in Sachen Umwelt- und Klimaschutz hat eine lange Historie, was sich auch an der erstmaligen Auszeichnung mit dem European Energy Award im Jahr 2017 zeigt. Bereits 2023/24 hat Günzburg – ohne gesetzliche Verpflichtung und als erste bayerische Kommune dieser Größe – eine kommunale Wärmeplanung erstellt und verabschiedet. Zudem wurde ein Sanierungsfahrplan als Projektplan im Hochbau und Gebäudemanagement entwickelt, der bindend ist. Dieser zeigt detailliert auf, welche Gebäude wann und wie saniert werden müssen, um 2035 einen weitestgehend treibhausgasneutralen Gebäudebestand zu erreichen. Darüber hinaus sorgen die „Klimaschutz- und Klimaanpassungsinstrumente in der Stadtplanung“ sowie der „Klimawirkungscheck“ für Vorhaben im Hoch- und Tiefbau dafür, dass Umwelt- und Klimaschutz systematisch bei allen kommunalen Vorhaben berücksichtigt und umgesetzt werden. Daneben spielt die nachhaltige Beschaffung eine wichtige Rolle in der Stadt und ist in vielen Bereichen seit einigen Jahren gelebte Praxis. Großer Wert wird auch auf die Öffentlichkeitsarbeit gelegt. Die Bevölkerung wird mit Hilfe von Presseberichten und Social Media-Kanälen regelmäßig über die Aktionen und Projekte unterrichtet. Dank dieser und vieler weiterer Projekte hat es Günzburg dieses Jahr geschafft, mit dem European Energy Award in Gold ausgezeichnet zu werden. Beim externen Audit wurden 76 Prozent der möglichen Punkte erreicht.

 

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