E-Motorrad: Mehr Fahrspaß, weniger Lärm

Zugegeben, für jemanden, der noch nie auf einem Motorrad gesessen ist und seine Zweirad-Begeisterung auf dem Rennrad oder Mountainbike auslebt, ist die Faszination Motorrad nicht so leicht nachvollziehbar. Auslöser, sich dennoch an dieser Stelle dem Thema anzunehmen, war die E-Mail eines treuen Lesers dieser Kolumne mit der Bitte, endlich mit Vorurteilen rund ums Elektro-Motorrad aufzuräumen. Ralf Kretz heißt der gute Mann, der seit vielen Jahren Motorrad fährt und 2018 auf eine Maschine mit E-Motor umgestiegen ist. Der 50-jährige Westallgäuer versichert, seitdem noch keine Sekunde sein altes Verbrenner-Motorrad vermisst zu haben.

Kein Krach und kein Gestank

Nach der ersten Probefahrt auf einem E-Motorrad sei ihm klar gewesen: „Das muss ich haben.“ Wegen der ansatzlosen Beschleunigung, die sehr beeindruckend sei. Und weil er „mit dem Krach und Gestank einfach nicht mehr mitmachen wollte“. Daher der Wechsel zur nahezu lautlausen Elektro-Variante. Keine Kinder mehr, die sich die Ohren zu halten, wenn er sich mit seinem Motorrad nähere. Keine aufgeschreckten Nachbarn, wenn er am Wochenende in aller Früh zu einer Ausfahrt starte. Mit gutem Gewissen könne er jetzt auch auf Bergstraßen düsen, ohne die Anwohner zu nerven, was für ihn persönlich den Spaßfaktor deutlich erhöhe, so Kretz.


Reichweite: Kein Problem

Und wie sieht es mit der Reichweite aus? Vollkommen ausreichend, kann er mit der Erfahrung von 55.000 elektrisch gefahrenen Kilometern versichern. Selbst bei Touren über mehrere Alpenpässe komme er mit einer Akku-Ladung locker über 200 Kilometer weit. Aber in der Regel werde sowieso nach 150 Kilometern eine Pause eingelegt – und die könne man wunderbar zum Laden nutzen. Ladesäulen gebe es inzwischen mehr als genügend, häufig sogar an schönen Plätzen. 100 Kilometer pro Stunde, diese Ladegeschwindigkeit gibt Ralf Kretz für seine Maschine an. Dank Nachrüstung ließe sich der Wert auf 200 Kilometer pro Stunde erhöhen. Brauche es aber nicht, hat Kretz festgestellt.

Testfahrt liefert beeindruckende Zahlen

Erst kürzlich hat er mit einem Freund im Rätischen Dreieck, Vinschgau, Oberes Gericht und Unterengadin, eine ausgedehnte Testfahrt unternommen. Er selbst auf seinem E-Motorrad, der Begleiter auf einer Verbrenner-Maschine. Beide haben dabei jede Menge Daten gesammelt und später ausgewertet. Auf der 190 Kilometer langen Rundstrecke mit 4100 Höhenmetern lag demnach der Verbrauch des Verbrennermotorrads bei 10,6 Liter. Das E-Modell zog 13,6 Kilowattstunden Strom aus dem Akku. Letzteres entspricht in etwa 1,5 Litern Benzin. Mit den restlichen zwei Kilowattstunden im Akku wären noch 30 Kilometer und 700 Höhenmeter möglich gewesen – ginge es nur bergab, läge die Restreichweite deutlich höher. Dann lädt sich nämlich der Akku dank der Rekuperation wieder etwas auf.
 


Das Verbrenner-Modell benötigte also sage und schreibe siebenmal mehr Energie – was sich auch in den Kosten niederschlägt. Die Spritausgaben für das klassische Motorrad betrugen bei der Tour 19 Euro. Die 13,6 Kilowattstunden Strom für das E-Modell schlugen an der öffentlichen Ladesäule mit 8,20 Euro zu Buche. Beim Laden mit Haushaltsstrom wären es sogar nur vier Euro gewesen. Anders sähe der Verbrauch aus, wenn man mit einem E-Motorrad zügig auf der Autobahn fährt, so Kretz. Dann sei bereits nach 150 Kilometern der Akku leer. Aber die Autobahnraserei mache ja auch nicht wirklich Spaß.

Preisunterschied nicht mehr so groß

Was für einen möglichen Umstieg wichtig ist: E-Motorräder sind deutlich günstiger geworden, erklärt Kretz, der übrigens kein Motorradhändler, sondern Physiotherapeut ist. Der Preisunterschied zu vergleichbaren Verbrenner-Modellen sei nicht mehr groß, vor allem bei kleineren Maschinen.

Den ausführlichen Bericht mit Daten von der Testfahrt gibt es hier .

 

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