Sanierung zum Effizienzhaus 70 in Lindau
Preisträger des Wettbewerbs "gscheid saniert" - 07/2025
Die Familie Riedel ist Preisträger des Wettbewerbs "gscheid saniert" - 07/2025. "gscheid saniert" ist Teil der Grenzüberschreitenden Offensive Altbau (GO Altbau) und wird gefördert durch das INTERREG Programm Bayern-Österreich 2021-2027 - ein Programm der Europäischen Union.
Hier finden Sie unser Video zur Sanierung
Projektbeschreibung
Drei Bedürfnisse waren es, die der Familie Riedel aus Lindau beim geplanten Um- und Anbau besonders am Herzen lagen. Da war zum einen der große Wunsch, drei Generationen unter einem Dach zu vereinen. Zudem sollte für die notwendige Wohnraumerweiterung so wenig Grundfläche wie möglich überbaut werden. Und drittens ging es den Riedels darum, den Energieverbrauch auf ein Minimum zu reduzieren. Alle drei Ziele wurden umgesetzt – und zwar so überzeugend, dass die Jury von Gscheid saniert die Familie Riedel zum Sieger der letzten Runde kürte. Drei Jahre lief der gemeinsame Wettbewerb der Allgäuer Zeitung und des Energie- und Umweltzentrums Allgäu (eza!), mit zwei Preisverteilungen pro Jahr.
„Einfamilienhäuser sind letztlich Vereinsamungshäuser, wenn die Kinder ausgezogen sind“, findet Steffen Riedel. Daher sein klares Bekenntnis zum Mehrgenerationenhaus. Auf dem Balkon stehen neben ihm Tochter Miriam mit Enkelin Leyli auf dem Arm, seine Frau Christiane und Schwiegersohn Nicat. Alle schätzen sehr das Zusammenleben und die kurzen Wege. Daran konnte auch die Phase nichts daran ändern, als die Riedels richtig eng aufeinandersaßen. Fünf Personen teilten sich vor dem Umbau die 110 Quadratmeter auf den beiden Etagen des Bestandsgebäude, die junge Familie oben, die Großeltern unten. „Es war klar, dass das kein Dauerzustand sein kann“, berichtet Miriam Riedel.
Aber wie lässt sich auf dem Grundstück im Lindauer Stadtteils Aeschach am besten mehr Wohnraum schaffen? Die passende Lösung fand der ortsansässige Architekt Thomas Kubeth. „Die Idee war, den Altbau durch einen Anbau sowie ein neu konzipiertes Dachgeschoss funktional zu erweitern – mit dem Ziel, mehr Wohnraum und Raumkomfort für alle Generationen zu schaffen, ohne zusätzliche Grundstücksflächen zu versiegeln“, erklärt Kubeth.
Zunächst wurde der bestehende Dachstuhl komplett entfernt. Das neue Dach ist mit einer Neigung von nur sieben Grad deutlich flacher und der Kniestock so hoch, dass ein Vollgeschoss mit großzügiger Raumhöhe auf ganzer Fläche entstand – ohne dass das Reihenendhaus mit Anbau höher wurde.
Ein weiterer wichtiger Aspekt war der Abriss der alten Garage und des Carports. Das E-Auto, das gemeinsam genutzt wird, sowie die Fahrräder können jetzt unter dem Anbau, in den die junge Familie einzog, abgestellt werden. Tatsächlich gelang es in Summe, versiegelte Fläche zurückzubauen und den versickerungsfähigen Anteil auf dem Grundstück zu erhöhen – trotz der Wohnraumerweiterung von 110 auf 263 Quadratmeter.
Bleibt noch der energetische Aspekt. Die notwendigen Arbeiten am Bestandsgebäude wurden auch dafür genutzt, um die Dämmstärken der Gebäudehülle in jenen Bereichen deutlich zu erhöhen, die vom Umbau betroffen waren. So erhielt das neue Dach eine Passivhausdämmung. Ansonsten sollte so viel Bau- und Dämmsubstanz wie möglich erhalten bleiben, war das Bestandsgebäude doch seit 1992 in mehreren Schritten energetisch saniert worden.
Der extrem niedrige Energieverbrauch hängt auch mit dem Einbau einer Luft-Wasser-Wärmepumpe zusammen, die beide Gebäudeteile mit Wärme und den Anbau bei Bedarf mit Kälte versorgt. „Das funktioniert“, betont Steffen Riedel, der in seinem „Unruhestand“ noch an der Hochschule Kempten und an der Leibnitz Universität Hannover Gebäudeenergietechnik lehrt. „So eine Luft-Wasser-Wärmepumpe ist wirklich eine praktikable Lösung.“ Der Stromverbrauch für die beiden Haushalte, das Elektroauto sowie fürs Heizen und die Warmwasserbereitung liegt bei 8.500 Kilowattstunden (kWh). Von den 10.000 kWh, die die hauseigenen Photovoltaikanlage jährlich erzeugt, können – auch dank Speicher – 5.000 kWh gleich selbst verbraucht werden. Bleiben gerade mal 3.500 kWh aus Stromnetz.
Der Um- und Anbau habe ordentlich Geld gekostet, resümiert Steffen Riedel, fügt aber im selben Atemzug hinzu: „Für die kommenden Generationen etwas getan zu haben, entschädigt einfach für alles.“ Zudem hätte ein Neubau mit Grundstückskauf die junge Familie deutlich mehr Geld gekostet.
Maßnahmen
Wohnraumerweiterung durch Aufstockung und Anbau zum Dreigenerationenhaus
Dach-Erneuerung mit Passivhausdämmung
Holzfenster mit 3-Scheiben-Wärmeschutzverglasung
Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung
Luft-Wasser-Wärmepumpe
PV-Anlage mit 10,2 kWp
Batteriespeicher mit 10kWh
Wallbox
Technische Daten
U-Wert Dach: 0,15 W/m²K
U-Wert Kellerdecke / -boden: Anbau Bodenplatte: 0,16 W/m²K, Altbau Bestand: 0,28 W/m²K
U-Wert Fenster: Anbau: 0,8 W/m²K Altbau (neu): 0,8 W/m²K, Altbau (Bestand): 1,1 W/m²K
U-Wert Wand: Anbau: 0,14 W/m²K, Altbau (neu): 0,19 W/m²K, Altbau alt: 0,44 W/m²K