Sanierung Einfamilienhaus zum Effizienzhaus 70

Preisträger des Wettbewerbs "gscheid saniert" - 03/2023

gscheid saniert: Wohlfühlklima und extrem niedrige Heizkosten

„gscheid saniert“ – unter diesem Motto stellt eza! zweimal im Jahr beispielhafte Gebäudesanierungen vor. Den Anfang machte das Haus der Familie Bader in Waltenhofen – ein Fertighaus Baujahr 1976, das zum Effizienzhaus 70 saniert wurde. Bereut haben Thomas Bader und seine Frau die Entscheidung gegen einen Neubau und stattdessen für die Komplettsanierung eines Bestandsgebäudes noch keine Minute. Auch weil sie ihr Haus top saniert haben und den hohen Wohnkomfort bei sehr niedrigen Energiekosten richtig genießen können. „Ein Neubau wäre 200.000 Euro teurer und das Grundstück deutlich kleiner gewesen“, erklärt Thomas Bader.

Als er und seine Frau das Haus 2019 kauften, war es in einem alles andere als guten Zustand. Doch das schreckte die beiden nicht ab. „Das hatte auch was Gutes: man musste nicht lange überlegen und abwägen, was man so lässt und was man neu macht“, so Thomas Bader. „Das war ein klarer Fall für eine Komplettsanierung.“

Das Sanierungskonzept ist stimmig. Alle Wände bekamen eine 16 Zentimeter dicke Mineralfaserdämmung plus eine sechs Zentimeter starke Holzweichfaserplatte. Die schützt nicht nur zusätzlich im Winter gegen Kälte, sondern sorgt an heißen Sommertagen für angenehme Temperaturen im Haus. Bei der Dachdämmung setzte Thomas Bader, der selbst eine Zimmerei betreibt, auf eine 26 Zentimeter Zwischensparrendämmung und eine 8 Zentimeter dicke Holzweichfaserplatte.

Angesichts der gut gedämmten Gebäudehülle arbeitet die neue eingebaute Luft-Wasser-Wärmepumpe in Verbindung mit einer Deckenheizung überaus effizient. Die Kosten fürs Heizen und die Warmwasser-Bereitung liegen gerade mal bei jährlich 600 Euro, bei einer Wohnfläche von immerhin 160 Quadratmetern! In diesem Jahr kommt noch eine Solarstromanlage aufs Dach. Bis es soweit ist, produzieren jetzt schon mal zwei sogenannte Steckermodule Solarstrom. Mit der geplanten Photovoltaikanlage werden der Solarstromertrag deutlich steigen und die Stromkosten fürs Heizen weiter sinken.

An kalten Tagen sorgt abends ein Kaminofen für zusätzliche Wärme und Gemütlichkeit. Auf den möchte die dreiköpfige Familie ebenso wenig verzichten wie auf ihre zentrale Lüftungsanlage, die ständig für Frischluft sorgt, ohne dass man regelmäßig die Fenster aufreißen muss. „Das ist ein Riesenkomfort“, versichert Thomas Bader.

Insgesamt fühlt sich die Familie Bader in ihrem sanierten Haus richtig wohl, genießt die neue Einrichtung, das großzügige Bad, das Homeoffice im Dachgeschoss, die neue Küche und natürlich auch den eingewachsenen Garten. „Die Entscheidung für dieses Haus und eine hochwertige Komplettsanierung war definitiv die richtige“, betont Thomas Bader.

"gscheid saniert" ist Teil der Grenzüberschreitenden Offensive Altbau (GO Altbau) und wird gefördert durch das INTERREG Programm Bayern-Österreich 2021-2027 - ein Programm der Europäischen Union.

 

Das Projekt

Die Bauherrenfamilie hatte ein Grundstück mit Haus erworben und wollte eine Komplettsanierung. Da alle Bauteile schon sehr in die Jahre gekommen waren, lohnte sich eine vollständige Sanierung. Das Dach hatte keine Schalung und die Dachbahn löste sich schon auf. Die Wände waren nur 15 cm stark und die Fenster noch die ursprünglichen. Die Gasheizung hätte man noch einige Jahre nutzen können, jedoch war es sinnvoller auch gleichzeitig die Heiztechnik auf Stand zu bringen. Es wurden also nur die Treppen und der Estrich erhalten. Im Innenausbau wurde alles erneuert: Die komplette Elektrik, alle Abwasser- Trinkwasser- und Heizungsrohre, Türen, Wand und Deckenverkleidungen, Innenputz, Bodenbelag, Sanitär-Einrichtungen, Küche. Es wurden Wände versetzt um das Bad und das Kinderzimmer zu vergrößern und eine Dachgaube eingebaut.
 

Maßnahmen

Das Einfamilienhaus mit ursprünglichem Baujahr 1976 wurde zum Effizienzhaus 70 saniert.  Mit der neuen Gaube  besitzt das Gebäude  ca.160 m² Wohnfläche. Das Haus damals als Fertighaus in Holzrahmenbauweise errichtet.  Alle Wände erhielten eine zusätzliche Holzständerebene welche die zusätzlichen Lasten über Stahlkonsolen ins Fundament ableitet. Die Zwischenräume wurden mit Glaswolle gefüllt, darauf kam eine 6 cm Holzfaser-Dämmplatte, diese wurde verputzt.

Der Dachstuhl war eine besondere Herausforderung, da hier nur alle 1,25 m ein 26 cm hoher Sparren montiert ist. Die Zwischensparren-Bereiche wurden mit Glaswolle gedämmt, als Aufdachdämmung kam eine 8 cm Holzfaserdämmplatte zum Einsatz. Die Sparren im Abstand von 1,25 m konnten nicht als sichtbares Vordach verwendet werden, deshalb wurden sie abgeschnitten. Darauf kam eine Drei-Schicht-Platte welche das Vordach ausbildetet. Zusätzlicher Vorteil dieser Konstruktion ist, dass die luftdichte Ebene nicht durch die Sparren gestört wird. Die Kellerdecke wurde mit 8 cm PUR-Dämmung von unten gedämmt. Die Fenster wurden getauscht, dabei haben wir sehr auf die Anschlussdetails geachtet und gedämmte, vorverputzte Laibungsplatten verwendet, sowie gedämmte Rolladenschienen. Die Rolladenkästen haben wir aus optischen Gründen in der Fassade integriert. Diese können zentral und elektrisch mit Zeitschaltuhr bedient werden, was hohen Komfort bietet und im Sommer ein zu starkes Aufheizen zu vermeiden hilft.

Da die Bauherren den Estrich nicht entfernen wollten,  haben sie sich für eine Deckenheizung entschieden. Diese ist in den Gipsfaserplatten integriert und bringt auch zusätzlichen Schallschutz. Außerdem  dient diese Konstruktion als Feuchtepuffer für ein gesundes Raumklima. Es wurde eine Luft-Wärmepumpe im Keller montiert. Aus Gründen der Behaglichkeit wurde im Wohnzimmer ein ein Kaminofen installiert, welcher an einen Außenkamin angeschlossen ist. Da die Bauherren bereits die Wirkunksweise und den Komfort einer Lüftungsanlage kannten, entschieden sie sich für ein leises Gerät in ausreichender Größe. Das Gerät läuft nie am maximalen Luftwechsel und ist somit sehr leise. Es besitzt einen Wärmetauscher der die Luftfeuchte zurückgewinnt. Auch die Steuerung des Geräts ist sehr intelligent und merkt wenn die Lüftung zu feucht oder zu warm ist und kann hier durch Öffen des Beipasses gegensteuern.  
 

Ergebnisse

Der Energieverbrauch und die Behaglichkeit wurden nach dem ersten Jahr bewertet. Eine Überhitzung im Sommer 2020 konnte durch die Rolläden gut verhindert werden. Die Bewohner sind berufstätig und deshalb froh über die selbstständige Steuerung der Rolläden. Der Kaminofen wird gern und viel benutzt, er war die 8.000 € Invesitionskosten wert.
Die Wärmepumpe musste anfangs noch einreguliert werden, damit zufriedenstellende Arbeitszahlen erreicht werden. Es wurde im ersten Jahr eine Jahresarbeitszahl von ca. 3,0 erreicht. Dieses Ergebnis soll noch etwas verbessert werden. Die Heiz- und Warmwasser-Kosten sind mit 650 € für Strom inkl. Grundgebühren so niedrig, dass die Bauherren damit sehr zufrieden sind.  Im Moment erwägen die Bauherren noch die Installation einer PV-Anlage.  

Da sich im Gebäude nur zwei Erwachsenen und ein Kind aufhalten ist das Risiko einer zu geringen Luftfeuchte gegeben. Die Luftfeuchte hat im Winter nur selten die 40 % unterschritten was zufriedenstellen ist. Dabei wurde der Luftwechsel nur geringfügig verringert und somit eine hohe Luftqualität sichergestellt. Die Lüftungsanlage wurde mit einem Vorheizregister gewählt, damit bei sehr kalten Außentemperaturen der Luftwechsel zum Schutz des Wärmetauschers reduziert werden kann.  Der Stromverbrauch des Vorheizregisters im Winter 20/21 war mit ca. 20 kWh (ca. 6 €) nicht allzu hoch.

Die Familie ist in ihrem neuen Haus sehr zufrieden, genießt den Garten, die neuen Einrichtungen wie das großzügige Bad, den Platz für Gäste oder das Homeoffice im Dachgeschoss, die neue Küche und die warmen Raumtemperaturen im Winter. Die Deckenheizung wird kaum wahrgenommen und liefert trotzdem angenehme Wärme. Die etwas wärmeren Füße im Winter bei Bodenheizung werden nicht vermisst. Es wurden warme Bodenbeläge gewählt, so haben die Schlafzimmer Korkboden und die Küche einen Mineral-Design-Boden.
 

Technische Daten

Ht`= 0,324 W/(m²K)
Qp= 35,83 kWh/(m²a)
Qe= 19,9 kWh/(m²a)
An = 219,13
A/V = 0,71
U-Wert Wand: 0,11 W/(m²K), ca. 18 cm Glaswolle + 6 cm HWF
U-Wert Dach: 0,13 W/(m²K), 26cm Glaswolle zwischen Sparren + 8 cm HWF Aufdach
U-Wert Kellerdecke: 0,24 W/(m²K), 8cm PUR unter der Decke
Uw-Fenster (Gesamt): 0,84 W/(m²K)
Investitionskosten: 250.000 €


Projektdaten

Standort: 87448 Waltenhofen
Objekttyp: Einfamilienhaus
Architekt: Hubert Bader Holzbau Gmbh
Baujahr: 1976
Sanierungszeitraum: Dez.19 – Mai.20

Folgende eza!-Partner waren an dem Projekt beteiligt: