HVO 100 – eine sinnvolle Alternative zum Diesel?
Ein emissionsarmer Biodiesel, der aus Altspeiseöl und tierischen Fetten hergestellt wird? Quasi mit aufbereitetem Fritten-Fett im Autotank durch die Lande fahren? Klingt prima. HVO 100 (hydrotreated vegetable oil, hydriertes Pflanzenöl) heißt das klimafreundliche Versprechen, das inzwischen an circa 2000 deutschen Tankstellen angebotenen angeboten wird, darunter auch an Zapfsäulen in unserer Region. Doch bei genauer Betrachtung zeigt sich, dass die Vorteile von HVO100 nicht so eindeutig sind, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag.
Pflanzliche Öle und Fette
Tatsächlich lässt sich durch die Behandlung mit Wasserstoff aus pflanzlichen Ölen und Fetten ein hochwertiger Dieselkraftstoff herstellen, der vollständig aus erneuerbaren Quellen stammen kann und damit emissionsarm ist. Viele moderne Dieselfahrzeuge können mit HVO 100 auch problemlos betreiben werden – für ältere Modellen gilt das aber nur eingeschränkt. Entweder man findet dazu die entsprechende Information im Fahrzeughandbuch. Oder man fragt direkt beim Hersteller nach.
Herkunft des Ausgangsstoffs
Wenn HVO aus vorhandenen Reststoffen hergestellt wird, entstehen bei dessen Verwendung in der Tat deutlich niedrigere Treibhausgasemissionen im Vergleich zum herkömmlichen Diesel. Und dennoch ist der Einsatz von HVO bei PKWs umstritten. Ein Kritikpunkt betrifft die Herkunft des Ausgangsstoffs. Umweltschutzorganisationen hegen immer wieder Zweifel an den Aussagen von HVO-Anbietern, es handle sich dabei ausschließlich um aufbereitetes Altspeiseöl. Angesichts des begrenzten Angebots an Altspeiseöl in Deutschland, das jetzt schon bei weitem nicht den Bedarf hierzulande abdecken kann, wird der Löwenanteil per Schiff aus Asien angeliefert. Allein der Transport ist ökologisch schon bedenklich.
Verbotenes Palmöl für die Herstellung?
HVO 100-Kritiker gehen zudem davon aus, dass es sich bei der gelieferten Ware häufig nicht allein um Altspeiseöl, sondern auch um falsch deklariertes Palmöl handelt – auch wenn in der EU für die Herstellung von HVO kein Palmöl erlaubt ist. Und beim Wort Palmöl schrillen die Alarmglocke, führt doch der Ausbau von Palmölplantagen zur Zerstörung von Regenwäldern, die als wichtige CO2-Speicher dienen.
Rohstoffe fehlen in anderen Bereichen
Manche Anbieter verweisen auf Zertifikate, die garantieren sollen, dass ihr HVO 100-Kraftstoff tatsächlich aus Altspeiseöl hergestellt wurde und damit klimafreundlich ist. Aber selbst wenn das so wäre, bleibt noch ein weiteres Problem: Bei Altöl handelt es keineswegs um ein Abfallprodukt, für das man sonst keine Verwendung finden würde. Werden Altöle und -fette zu

HVO 100-Kraftstoff für Autos verarbeitet, fehlen diese Reststoffe dann in Bereichen, wo sie ursprünglich verwendet wurden, zum Beispiel in der oleochemischen Industrie. Es entsteht eine Art Nutzungskonkurrenz.
Nicht genügend Altspeiseöl vorhanden
Abfall- und Reststoff-Treibstoffe werden laut einer Studie im Auftrag des Umweltbundesamts maximal ein Prozent des Endenergiebedarfs im bundesdeutschen Verkehrssektor abdecken können. So viel Pommes kann die deutsche Bevölkerung also gar nicht essen, dass ausreichend Altspeiseöl vorhanden wäre. Auch der Lobbyverband der Mineralölindustrie en2x stellt dazu fest, dass das Angebot an HVO aktuell und auch in den nächsten Jahren nicht für die Nachfrage ausreichen wird. Angesichts der Knappheit sollte HVO nur in jenen Sektoren verwendet werden, die sich derzeit noch schwer elektrifizieren lassen – dazu zählen Maschinen im Bereich der Land-, Forst und Bauwirtschaft. Weitere Bereich, wo der Einsatz von HVO als Brückentechnologie durchaus sinnvoll sein kann, sind der Flug- und der Schiffsverkehr.
E-Auto die bessere Lösung
Beim Pkw gibt es mit dem Elektroauto eine sehr gute und klimafreundliche Alternative, die absolut alltagstauglich ist. Ein möglichst rascher Umstieg auf ein E-Auto ist daher deutlich sinnvoller, als seinen Diesel-Pkw weiterzufahren und auf den vermeintlich klimafreundlichen HVO 100-Kraftsoff umzusteigen.
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